Mehr als 400 Läufer, Radsportler und Walker
schwitzten gestern beim 3. Lauf der Deutschen
Einheit, organisiert vom Rehasportverein sowie
Guido Kunze und seiner Familie. Und sie erlebten
ein Novum: Erstmals war mit Sylvia Renz eine Frau
schneller als das Männerfeld. Allerdings ist die
Dominatorin der 12-Kilometer-Strecke keine
Unbekannte: Sie wurde 2003 Deutsche
Marathon-Meisterin.
HAINICH. Als die Ersten auf ihre
Wettkampfstrecke gingen, tropfte noch der Tau von
den Gräsern. Die Mountainbiker waren erstmals
dabei beim Lauf der Deutschen Einheit und wurden
über 51 Kilometer geschickt. "Die Berge waren ganz
schön anstrengend", meint Felix Jacobi. Der
18-Jährige saß erschöpft auf der Bank im
Zielgelände im Mühlhäuser Stadion. "Aber nicht nur
bergauf war´s hart, auch bergab; da brauchte man
schon ziemlich gute Bremsen". Die "Profis" unter
den Radsportlern benötigten für die 51 Kilometer
auf dem Rundkurs zwischen Mühlhausen und Treffurt
eine Stunde weniger als der Mühlhäuser. Thomas
Bang, der Hüpstedter, kam als Zweiter ins Ziel und
fand das Ganze "gar nicht so anstrengend".
Hart war es auch für die Läufer über diese
Distanz. Holger Barf (Lengenfeld) und Andreas
Schäfer (Bickenriede) hatten beide lange gepokert,
ehe sie sich für eine der drei Laufstrecken
entschieden. "Die Entscheidung ist kurz nach der
Hälfte gefallen; da war Holger am Berg einfach
viel zu stark", bekannte Andreas, der "kein
bisschen enttäuscht" war. Bis zum letzten Meter
"biss" Holger Barf, um sich doch noch den
Gesamtsieg zu sichern. Immer näher kam er André
Morth aus Kassel. Der rettete drei Sekunden ins
Zielzelt. "Ausdauersport mache ich eigentlich
schon ewig, nur an Wettkämpfe habe ich mich bisher
nicht getraut. Aber ich hatte ein Ziel: Bevor ich
35 werde, will ich einen Marathon absolviert
haben", erklärt er.
Hinter Barf und Schäfer wurde mit Ronald
Schollmeyer aus Beberstedt ein Dritter
Unstrut-Hainich-Läufer Vierter. "Das war
eigentlich nur als Trainingslauf für den
Frankfurt-Marathon gedacht. Doch dann lief´s. Und
ich hab´s laufen lassen", sagt er, der zum dritten
Mal die beinharte Königsdistanz bewältigte.
Doch das ist eher die Ausnahme als die Regel.
Brigitte Grzywotz aus Kassel hatte der Ehemann -
er war 2003 über diese Strecke gestartet - vor der
Ultradistanz gewarnt. Sie entschied sich für die
27 Kilometer - und gewann. Über diese Strecke
waren drei junge Männer aus Erfurt ganz vorn, die
allesamt der deutschen Nachwuchsspitze angehören -
allen voran Rico Schwarz und Steffen Tostlebe.
"Mann, die konnten die ganze Zeit miteinander
schwatzen", staunte der Mühlhäuser Andreas Seise.
Den Kampf um die Plätze hinter den Cracks
gestalteten Manfred Müller (5. / Mühlhausen) und
Sven Lehnert (6.), der Ex-Bad-Langensalzaer,
erfolgreich.
Über die Sprintdistanz ließen sich die Männer
von einer sehr zierlichen Frau den Rang ablaufen.
Sylvia Renz versteckte sich am Start bescheiden im
Feld und der erst elfjährige Jonathan Hilbert, der
ein couragiertes, starkes Rennen lief, darf von
sich behaupten, einige hundert Meter vor der
Deutschen Marathonmeisterin von 2003 hergelaufen
zu sein. "Bis zum Peterhof konnten wir ihr folgen;
aber bergab hat sie ihre größere
Grundschnelligkeit ausgespielt", erkannte Thomas
Enkardt (Mühlhausen), der verletzungsbedingt auf
die kurze Strecke ausgewichen war und
Gesamtdritter wurde.
Sylvia Renz hatte ein Bekannter aus der Nähe
von Ruhla den Lauf schmackhaft gemacht. Morgen
würde sie gern noch in Meiningen starten. Doch
trotz aller Spitzenzeiten - immerhin wird sie in
diesem Jahr noch unter den besten zwanzig der
Deutschen Rangliste über 10 000 Meter geführt -
"um große Ziele zu verfolgen, Training und
Regeneration unter einen Hut zu bringen, dazu
fehlt mir bei einer 40-Stunden-Arbeitswoche
einfach die Zeit", sagt die einstige
Weltcup-Teilnehmerin. Zweite wurde Andrea Pfaff.