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                        Der Lauf   Die ersten Zehn: Vereinzelte 
                        Zuschauer am Straßenrand lassen uns nicht so einsam 
                        laufen. Ansonsten ist es recht ruhig in der Stadtmitte. 
                        Im Hafenbereich sind wir ganz alleine. Nur bei km 8 
                        Samba-Musik und eine Verpflegungsstelle.  Die ersten  
                        km laufe ich eigentlich zu schnell. Ich will langsamer 
                        laufen, schaffe es aber nicht. Im Hafengebiet stinkt es 
                        mal wieder ekelhaft. Für alle Nicht-Duisburger bestätigt 
                        sich der schlechte Ruf Duisburgs. Nach den ersten 10 Kilometern 
                        errechne ich bei diesem Tempo eine Endzeit von 3:30:00 (Hinterher bemerkte ich, das ich mich zum Glück 
                        verrechnet hatte).   Die zweiten Zehn: Bei km 11 
                        fängt es an zu Regnen. Ich laufe auf dem Radweg, der von 
                        Bäumen begleitet wird. In Meiderich, 
                        dem Stadtteil mit den meisten Bewohners, stehen 
                        relativ wenig Zuschauer am Straßenrand. Meiderich schläft noch. Nachdem 
                        ich den Versorgungsstand des Vereins MSV-Turnen hinter mir 
                        hatte, kündigt der Sprecher eine größere Läuferschar an. 
                        Das heißt, nicht weit hinter mir waren die Brems- und 
                        Zugläufer für die Zielzeit 3 Stunden 45 Minuten. Die wollte 
                        ich auf jeden Fall immer hinter mir lassen.  In Ruhrort 
                        angekommen wurde es schon lauter. Es folgte der erste "Berg": Es ging über 
                        die Rheinbrücke nach Homberg. Die Steigung nahm ich 
                        wesentlich lockerer als letztes Jahr. Ich konnte mich 
                        nicht weiter bremsen. In Homberg wurde es schon lauter. 
                        Auch wenn in diesem Jahr das Brunnenfest nicht 
                        gleichzeitig stattfand, wurde hier dennoch in der 
                        Fußgängerzone gefeiert und 
                        angefeuert. Außerhalb von Homberg kommen wir an der 
                        Chemie-Fabrik Sachtleben vorbei. Auch hier aufgrund des 
                        Gestankes kein schöner Ort zum Verweilen. Durch eine 
                        Nebenstrasse erreichten wir das Rheinufer mit dem 
                        Zwischenzeit-Erfassung bei Kilometer 21. Die Hälfte war 
                        geschafft nach unglaublichen 1:50:29! Ich fühlte mich 
                        super. Aber langsam kam die Angst hoch, zum Ende hin 
                        könnte der Einbruch kommen.     Die dritten Zehn: Ca. bei km 25 
                        bemerke ich, das die rechte Brustwarze leicht blutet. 
                        Ich hatte bewusst die Pflaster weggelassen. Egal, beim 
                        nächsten Marathon wird nichts mehr bluten. Ich lief 
                        weiterhin fast jeden Kilometer schneller als die 
                        geplanten 5:20. Nach der Rheinhausener Brücke gab es 
                        einen Ausreißer mit 5:44 wegen einer Pinkelpause.  In Hochfeld 
                        ging es weiter auf der menschenleeren Rheinhauser 
                        Strasse. Das änderte sich aber gewaltig auf der 
                        Karl-Jarres-Strasse. In Höhe des Bethesda-Krankenhauses 
                        dröhnte es aus großen Lautsprechern wie in einer Disco. 
                        Gänsehaut-Gefühl pur!. Auf diesem Kilometer wurde ich 
                        auf 5:05 "beschleunigt". Auch die 
                        Grunewald-Brücke wurde als Klangkörper genutzt. "Am 
                        Eingang" gab es Jazz-Musik live. Am Straßenrand standen 
                        nun immer mehr Zuschauer. Dicht gedrängt stand man in 
                        Wanheimerort und wurde hier durch den aufgedruckten 
                        Vornamen unter der Startnummer "persönlich" angesprochen 
                        und angetrieben.    Die vierten Zehn: Nach dem 
                        langen Stück der Düsseldorfer Strasse ging es links ab auf die Wedauer Strasse. 
                        Direkt zu Beginn  (unter der Brücke 
                        Straßenbahnbrücke) spielte wieder  eine "endlose" Reihe von 
                        Schlagzeugern im gleichen schnellen Takt und brachte uns 
                        weiter vorwärts (Laut Presse waren es 12 komplett 
                        aufgebaute Schlagzeug-Geräte!!!). Nach einer ruhigeren 
                        Seitenstrasse bogen wir rechts ab auf die Münchner 
                        Strasse. Auf dem 
                        Buchholzer Marktplatz standen zwar sehr viele Menschen. Aber 
                        auch hier war es doch recht ruhig. Zumindest bei meinem 
                        Vorbeikommen. Von dem angekündigten Radio Duisburg-Event 
                        zum Anfeuern der Läufer nichts gehört. Ich blieb 
                        weiterhin problemlos unter dem Kilometer-Soll. Wann kam 
                        den nun der Einbruch. Ich konnte es immer nicht nicht 
                        glauben. Warum lief alles bisher so locker ab. Wir 
                        näherten uns der 35-Kilometer-Stelle. Hier kommt bei 
                        vielen der "Mann mit dem Hammer". Und bei mir? Es geht 
                        weiter hoch über die Autobahn-Brücke. Wieder runter 
                        unter die Eisenbahn-Brücke und wieder rauf hinein nach 
                        Großenbaum. Ohne jedes Problem geht es in eine 
                        Seitenstrasse vorbei an harter Rock-Musik, die hier kein 
                        Nachbar trotz geschlossenen Fenstern überhören kann. An 
                        zwei Stellen wurde hier durch Lautsprecher-Ansagen fast 
                        jeder Athlet persönlich begrüßt. Nach dem Wohngebiet 
                        geht wieder zurück auf die Hauptstrasse. Die 
                        Großenbaumer Allee geht es schnurgerade bis nach Wedau. 
                        Und ich laufe wie ein präzises Uhrwerk fast genau jeden 
                        Kilometer mit Soll-Tempo.  Auf der 
                        gesamten Strecke habe ich 1 (private) 
                        Dusche bemerkt. Aber auch diese einzige wurde heute gemieden. 
                        Ich könnte noch etwas schneller laufen. Aber ich möchte 
                        die letzten Kilometer bewusst erleben. Außerdem kann ich 
                        dann beim nächsten Lauf leichter eine neue persönliche 
                        Bestzeit erreichen.  In Wedau 
                        überrascht mich Dirk mit seinem Fahrrad. Damit habe ich 
                        wirklich nicht gerechnet. Ich kann mich locker mit ihm 
                        unterhalten. Der endlose Kalkweg ist dadurch schneller 
                        geschafft. Er wundert sich, das ich mich so locker mit 
                        ihm unterhalten kann. Und ich erst recht!!! |