Pflanzengesundheit

Die Fleischfleckenkrankheit der Zwetsche
Seit etwa 1994 wird witterungsbedingt - besonders durch kühlfeuchte Wetterlagen im Frühjahr ausgelöst - verbreitet ein verstärktes Auftreten pilzlicher Schadorganismen festgestellt. Hiervon waren nicht zuletzt verschiedene Obstarten betroffen. Zu den besonders erwähnenswerten Beispielen gehören Birnengitterrost  (Wacholderrost), ein wirtswechselnder Vertreter der Rostpilze, die Narren- oder Taschenkrankheit der Zwetsche, die Sprühfleckenkrankheit an Sauer- und Süßkirsche und die zunehmend auffälliger werdende Fleischfleckenkrankheit der Zwetsche.
Fleischfleckenkrankheit der Zwetsche
Kein Rost-, sondern ein Blattfleckenpilz Die Tatsache, dass die Fleischfleckenkrankheit manchen Gartenfreund zu der Frage veranlasste, ob der Birnengitterrost mit seinen einige mm groß werdenden orangeroten, später zusammenfließenden dunkelroten Flecken nun auch das Pflaumenobst erfasst hätte, ist Anlass für das Merkblatt über den Erreger der Fleischfleckenkrankheit
Polystigma rubrum, einen Blattfleckenpilz, der in Süd- und in Südosteuropa weit verbreitet ist, auf dem Balkan und in den Mittelmeerländern sogar als “gefährlichste Zwetschenkrankheit” bezeichnet wird. Bei starkem Auftreten soll sie dort dazu führen, dass
schon im August das gesamte Laub verdorrt und abgefallen ist. Für West- und Mitteleuropa hingegen wurde die Fleischfleckenkrankheit
bisher zumeist als “von untergeordneter Bedeutung” eingestuft. Als besonders anfällig gelten bisher “Hauszwetsche” und “Wangenheim” (syn. “Wangenheims Frühzwetsche”). Beobachtungen im Berliner Raum betrafen in den letzten Jahren häufiger Fleischflecken auf den Blättern von “Hauszwetsche”. Diese gehört zweifellos zu den anfälligsten Sorten. Sie ist zwar eine wertvolle
Zwetsche, doch wird sie gern auch noch von anderen Pilzkrankheiten wie Narren- oder Taschenkrankheit und Zwetschenrost befallen.
Weiterhin ist sie anfällig für die virusbedingte Scharka-Krankheit sowie für Befall durch Obstbaumspinnmilbe, Blattläuse und Pflaumensägewespen.
Eine für die kleingärtnerische Nutzung in Betracht kommende resistente oder tolerante Sorte kann im Hinblick auf die Fleischfleckenkrankheit bisher nicht angegeben werden. Gerade die Beobachtungen bei Gartenbegehungen während der Vegetationszeit 1999 haben gezeigt, dass verschiedene Sorten des Pflaumenobstes von dieser Pilzkrankheit befallen
waren. So wurde beispielsweise eine frühe, gelbe Rundpflaume, die offenbar zur Sorte “Ontario” gehörte, mit Befall durch die
Fleischfleckenkrankheit angetroffen. Vielleicht könnte nach einer Berliner Beobachtung die “Bühler Frühzwetsche” - eine Sorte “mit guten Ertrags-, Frucht- und Resistenzeigenschaften” - auch hinsichtlich der Fleischfleckenkrankheit günstig beurteilt werden. Sie war in dem bekannt gewordenen Fall trotz der Nähe anderer Sorten mit Symptomen frei von den Krankheitsmerkmalen der Fleischfleckenkrankheit geblieben. Für eine gesicherte Aussage sind jedoch weitere Beobachtungen erforderlich.


Ausgangspunkt der Infektion: Schlauchfrüchte Fleischfleckenkrankheit der Zwetsche
Die Infektion von Pflaumen- bzw. Zwetschenblättern setzt im Frühjahr mit deren Ausbildung ein, in Abhängigkeit von örtlicher Lage
und Witterung Ende März/Anfang April mit dem Höhepunkt im Mai. Ausgangspunkt der Erkrankung sind Ascosporen (Schlauchsporen =
Wintersporen), die bei Regenwetter durch Quellung der Perithecien (Schlauchfrüchte) ausgeschleudert und, von Luftströmungen erfasst, über weitere Entfernungen verbreitet werden. Obwohl ungefähr ab Mitte Mai die meisten Perithecien ihren Sporeninhalt ausgeschleudert haben, können noch bis etwa Anfang Juli Infektionen durch Ascosporen erfolgen. Blattflecken färben sich gelblichrot bis blutrot Der Schadpilz bewirkt anfangs gelblichgrüne Blattflecke, die zunächst kaum auffallen, später aber kräftig gelb werden, sich wölben und schließlich eine gelblichrote bis blutrote Färbung annehmen. Die Flecken sind von runder bis elliptischer oder auch unregelmäßiger Form und auf beiden Blattseiten scharf begrenzt. Dadurch, dass an den Schadstellen die verdickte Blattpartie oberseits etwas eingesunken, unterseits dagegen ausgebeult ist, entsteht, abgesehen von der Färbung der Flecken, eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Birnengitterrost in der Phase der Entwicklung der knorpelartigen Sporenlager (Aecidien) an der Unterseite der Birnenblätter.
Abhängig von der Witterung und wohl auch von der Sorte schwankt die Größe der Flecken; sie kann 6 - 7 mm im Durchmesser betragen, doch werden sogar Maße bis zu 3 cm angegeben. Auf der Unterseite erkrankter Blätter werden im Bereich der rötlich gefärbten verdickten Befallsstellen Sporenbehälter (Pyknidien) ausgebildet, deren Sporen (Sommersporen = Pyknidiosporen) bei der Reife in eine rote schleimige Masse eingehüllt sind. Bei Feuchtigkeit quillt diese auf, die Sporen werden aus der Pyknidienmündung
hinausgepresst. Bereits im Juli/August beginnt die allmähliche Ausbildung der Perithecien, die dann im Folgejahr durch die ausgeschleuderten Ascosporen für Neuinfektionen sorgen. Erkranktes Fall-Laub beseitigen! Infiziertes Fall-Laub ist frühzeitig aufzusammeln und zu beseitigen.
 

Amerikanischer Stachelbeermehltau


In den letzten Jahren ist der Amerikanische Stachelbeermehltau (Sphaerotheca mors-uvae) an anfälligen Sorten verbreitet stark aufgetreten. Der Schadpilz wurde zu Beginn dieses Jahrhunderts nach Deutschland verschleppt und spielt nicht nur an Stachelbeeren, sondern auch an Schwarzen Johannis- und Jostabeeren eine Rolle. Bekannt ist er ebenfalls von Roten Johannisbeeren. Außer diesem gibt es auch noch einen Europäischen Stachelbeermehltau (Microsphaera grossulariae), der jedoch als recht harmlos gilt. Beide Vertreter gehören zur Ordnung Erysiphales, also zu den Echten Mehltaupilzen, die weltweit verbreitet sind und zu denen 20 Gattungen
mit ungefähr 100 Arten auf etwa 7000 Wirtspflanzen zählen. Trieb-, Blatt- und Fruchtmehltau Der Amerikanische Stachelbeermehltau zeigt sich an Triebspitzen, Blättern und Früchten, wobei zunächst die Triebspitzen mit den jüngsten Blättchen von dem feinen weißen Myzel des Schadpilzes überzogen werden. Von hier aus greift die Krankheit auf junge Früchte über, die bald darauf ebenfalls den weißen Mehltaubelag aufweisen. Dieser verdichtet sich allmählich zu einem derben braunen “Filz”überzug, der die Früchte an der Ausreifung hindert. Befallene Jungtriebe der Stachelbeeren wirken gestaucht und werden zur Ausbildung von Ersatztrieben angeregt. Hierdurch kommt es zu einem besenartigen Erscheinungsbild der Sträucher. Letztlich werden die natürlichen Nährstoffvorräte betroffener Pflanzen durch diese nutzlose Ausbildung von Ersatztrieben schnell verbraucht, so dass solche Sträucher geschwächt werden und nach mehrmaligem wiederkehrenden Befall sogar absterben können.

Amerikanischer Stachelbeermehltau an Früchten Auswirkungen des Mehltaubefalls
Mehltaubefall an Stachelbeerfrüchten führt bei anfälligen Sorten dazu, dass die Beeren nicht verwertet werden können. An Schwarzen Johannisbeeren kommt es zu Verkrümmungen von Blättern und Trieben. Bei starkem Auftreten des Pilzes sterben Triebspitzen ab und Blütenanlagen werden vermindert, wodurch die Ernte im Folgejahr erheblich verringert werden kann. Fruchtbefall ist hier seltener als bei Stachelbeeren. Europäischer Stachelbeermehltau meist erst nach der Ernte Der Europäische Stachelbeermehltau ist vorwiegend
an Stachelbeeren zu finden, befällt aber auch andere Vertreter der Gattung Ribes wie z. B. Schwarze und Rote Johannisbeere. Bei
diesem Pilz entsteht an Blättern, seltener an Trieben, ein zarter grauweißer Belag, der meist erst nach der Ernte in Erscheinung tritt.
Luftmyzel, Schlauchfrüchte und Konidien Amerikanischer Stachelbeermehltau bildet im Verlauf der Krankheit ein braunfilziges Myzel
(sekundäres Luftmyzel) auf befallenen Pflanzenteilen, wo schon im Verlauf des Sommers zwar zahlreiche Schlauchfrüchte (Perithecien)
entstehen, doch überwintert der Schadpilz an Stachelbeeren offenbar mit Hilfe des in die Knospen eingedrungenen Myzels in diesen. An Amerikanischer Stachelbeermehltau Schwarzer Johannisbeere hingegen werden die Primärinfektionen durch Schlauchsporen (Ascosporen) hervorgerufen, die etwa ab Ende April über einen größeren Zeitraum hinweg aus den Perithecien ausgeschleudert werden. Bereits während des Austriebs bilden sich an den ersten Infektionsstellen zahlreiche Sporen (Konidien), über die der Amerikanische Stachelbeermehltau leicht verbreitet wird. Feuchtwarme Witterung ist für den weiteren Verlauf der Krankheit förderlich. Nach Abklingen der Konidienproduktion setzt abhängig von Witterung und örtlicher Lage etwa ab Mitte Juni die Entwicklung des braunen, sekundären Luftmyzels und der Schlauchfrüchte ein. Blattbefall an Schwarzer Johannisbeere Winterschnitt und Auslichtung sind wichtig Regelmäßiger Winterschnitt der Stachelbeeren ist die vordringlichste Maßnahme zur Verminderung der Mehltauinfektionen. Durch Rückschnitt aller Triebe um ein Drittel lässt sich der Mehltaubefall deutlich einschränken. Anfallendes Schnittgut ist sorgfältig zu beseitigen. Es empfiehlt sich auch, sehr tief angesetzte Zweige zu entfernen, damit sich die Früchte nicht zu nah am Boden befinden, wodurch eine erhöhte Anfälligkeit entstehen kann. Bei der sachgerechten Auslichtung der Sträucher ist zu bedenken, dass freihängende und der Besonnung voll ausgesetzte Früchte an zu stark ausgelichteten Pflanzen als Folge plötzlicher heißer Sommertage regelrecht “verschmoren” können. Grundsätzlich sind zu dichte Bestände und einseitige Stickstoffdüngung zu vermeiden. Weniger anfällige Sorten bevorzugen Es sollten möglichst Sorten mit einer geringen Anfälligkeit gegenüber dem Amerikanischen Stachelbeermehltau ausgewählt werden.

Bei den Stachelbeeren sind dies zum Beispiel: “Hinnonmäki gelb”, “Invicta”, “Rokula” und “Rolonda”.
Zu den Schwarzen Johannisbeeren ist zu sagen, dass “Ben Lomond” als ausreichend widerstandsfähig gegen Amerikanischen Stachelbeermehltau gilt, “Ometa” als wenig anfällig und “Titania” als widerstandsfähig gegenüber diesem Echten Mehltaupilz bezeichnet werden.
Die Jostabeeren-Sorten “Jogranda”, “Josta” und “Jostine” gelten als wenig anfällig.

 

Monilia-Spitzendürre


Immer wieder tritt vor allem an Sauerkirschen der Sorte “Schattenmorelle” die Monilia-Spitzendürre mehr oder weniger stark auf. Ihr Erreger ist der zur Ordnung Helotiales gehörende Pilz Monilinia laxa (syn. Sclerotinia laxa) mit der Nebenfruchtform Monilia cinerea. Dieser Krankheitserreger wird auch als Steinobstmonilia bezeichnet. Der Pilz, der zum Absterben von Blüten und Trieben bis zu einer Länge von 40 cm führt, greift über die Blüte an. Auf der Blütennarbe gekeimte Sporen lassen den Erreger der Spitzendürre (Zweigmonilia) durch den Griffel über den Fruchtknoten in den Blütenstiel und weiter in das Fruchtholz wachsen, das infolge des Ausscheidens von Giftstoffen (Welketoxinen) abstirbt. Blüten, Jungfrüchte und Blätter welken ab. Abwelkende Blüten an normal langen Stielen Im Gegensatz zur virusbedingten Stecklenberger Krankheit, bei der sich verkümmerte Blüten auf kurzen Stielen befinden, hängen bei der Monilia- Spitzendürre die abgewelkten vollentwickelten Blüten an normal langen Stielen fast senkrecht vom Trieb herab. Im Grenzbereich zwischen gesundem und abgestorbenem Gewebe kommt es oft zum Gummitropfen-Austritt, es bilden sich bald auf den betroffenen Stellen graue Sporen-(Konidien-)lager des Krankheitserregers.


Monilia-Spitzendürre Sachgerechter Schnitt als wichtigste Gegenmaßnahme
Alle absterbenden Triebe sind bei Monilia-Befall bis ins gesunde Holz, am besten auf Astring, zurückzuschneiden. Die Schnittstellen müssen sorgfältig überprüft werden; falls an diesen noch dunkle Verfärbungen erkennbar sein sollten, ist tiefer nachzuschneiden. Erkrankte und faule Früchte sind ebenfalls zu entfernen und zu vernichten. Wenn auch bei Sauerkirschen der Zeitpunkt nach der Ernte den besten Schnitt-Termin darstellt, sollten doch abgewelkte Triebe möglichst bald entfernt werden. Die Steinobst-Monilia führt bei Süßkirschen im Allgemeinen nur zum Absterben von Blütenbüscheln. Welken und Verdorren von Triebspitzen mit Blättern und Blüten, begleitet von Gummifluss, werden weiterhin bei Aprikosen und Pfirsichen angetroffen; besonders anfällig ist das Mandelbäumchen.
Selbst beim Apfel kommt es durch diesen Schadpilz zu Krankheitssymptomen. Hier können Blütenbüschel und an diesen befindliche
Blätter unter Braunfärbung abwelken, doch dringt der Erreger nicht in das Holz ein. Angaben zur Sortenanfälligkeit der Sauerkirschen
Zu den Sauerkirschen-Sorten ist folgendes zu sagen: “Gerema” gilt als wenig anfällig für Spitzendürre, tolerant gegen Stecklenberger
Krankheit; “Karneol” wird als wenig anfällig für Spitzendürre und tolerant gegen Stecklenberger Krankheit bezeichnet; “Kelleriis 16” (syn. “Morellenfeuer”) ist wenig anfällig für Spitzendürre; von “Korund” heißt es, dass sie wenig anfällig für Spitzendürre, aber anfällig für Stecklenberger Krankheit sei; “Morina” wird als sehr wenig anfällig für Spitzendürre und tolerant gegen Stecklenberger Krankheit bezeichnet. Bei solchen Maßnahmen soll im Kleingärtnerverein die Beratung durch den Fachberater erfolgen.
 

Birnengitterrost/Wacholderrost


Seit 1994 ist der Birnengitterrost (Gymnosporangium sabinae) in Deutschland vielerorts stark mit sehr deutlicher Symptomausbildung an
Birnenblättern aufgetreten. An diesen werden ab Mitte/Ende Mai oberseits zunächst kleine orangerote Stellen sichtbar, die schließlich
einige mm groß werden, zusammenfließen und dann zu dunkelroten Flecken werden. Im Bereich dieser Flecken befinden sich kleine
dunkle, klebrige Früchte des pilzlichen Krankheitserregers, die noch mit bloßem Auge wahrnehmbar sind. In der botanischen Fachsprache heißen diese schwarzen „pustelähnlichen“ Gebilde Spermogonien. Sie erscheinen 13 bis 17 Tage nach der Infektion gewöhnlich im Verlauf des Juni. Durch endständige Abschnürung von spitz zulaufenden Hyphen entstehen darin Spermatien (Geschlechtszellen), die mit Hyphen eines anderen gegengeschlechtlichen Myzels kopulieren können, wodurch erst die Weiterentwicklung des Pilzes möglich wird. Birnengitterrost an Blattoberseite Blattunterseits Gitterkörbchen Unterseits der Blätter bilden sich nach dieser Befruchtung hellbraune knorpelige Pusteln, auf denen sich in Gruppen von 4 bis 16 Stück weißlich-gelbe, kegelförmige „Gitterkörbchen“ (= Aecidien) entwickeln. Dafür wird natürlich ein längerer Zeitraum benötigt (bis zu 4 Monate). Die Gitterkörbchen verdanken ihren Namen der Tatsache, dass sie seitlich mit zahlreichen Spalten aufreißen, so dass gitterartige
Schlitze entstehen. Aus diesen gelangen die Aecidiosporen ins Freie. Regelfall ist die Ausbildung von Gitterkörbchen an den Blättern.
Sehr viel seltener sind sie auch an Trieben, Blattstielen und Früchten zu finden.
Birnbäume sind Sommerwirte
Die Birne ist somit der „Sommerwirt“ dieses wirtswechselnden Rostpilzes. Allgemein gilt die Aussage, dass nasse und kalte Frühjahre das Auftreten der Pilzkrankheit fördern. Die Aecidiosporen können verschiedene Wacholder infizieren, zu denen aber nicht der Gemeine Wacholder (Juniperus communis) mit seinen Formen gehört. Es gibt jedoch andere Rostpilzarten der Gattung Gymnosporangium, die zum Wirtswechsel den Gemeinen Wacholder in Anspruch nehmen, wie „Weißdorngitterrost“, „Apfelrost“, „Ebereschenrost“. „Gitterkörbchen“ an Blattunterseite Als Winterwirte dienen Wacholder Der Birnengitterrost ist wirtswechselnd mit Sadebaum (Juniperus sabina), Chinesischem Wacholder (J. chinensis, z. B. ‘Pfitzeriana’), Rotzeder- Wacholder (J. virginiana), Spitzblättrigem Wacholder (J. oxycedrus) und Phoenizischem Sadebaum (J. phoenicea), doch gibt es Unterschiede in der Anfälligkeit der einzelnen Sorten. Schon 1837 wurde darauf hingewiesen, dass der Gitterrost des Birnbaumes mit dem Sadebaum im Zusammenhang stehen würde. Der experimentelle Nachweis hierfür gelang jedoch erst 1865. Mit Hilfe eines ausdauernden Myzels überwintert der Pilz auf den genannten Wacholdern. Im März/April schwellen deren Zweige spindelartig Birnengitterrost/Wacholderrost an, wobei diese Anschwellungen besonders am Sadebaum durch ihre Größe ins Auge fallen. An Tischlerleim erinnernde Sporenlager Ohne erneute Infektion können auf Wacholder, der den „Hauptwirt“ des Rostpilzes darstellt, sogenannte Teleutosporenlager entstehen. Sie befinden sich zumeist herdweise auf älteren, im Bereich der Befallsstelle verdickten Zweigen. Mitunter bilden sich aber auch kleinere Lager
auf jungen Zweigen zwischen oder sogar auf den Nadeln. Die Teleutosporenlager sind anfangs goldgelb, warzenförmig, ungefähr 5 mm breit und hoch. Bei trockener Witterung fallen sie kaum auf, schwellen aber durch Feuchtigkeit zu etwa 1 cm breiten und 2 cm hohen gallertartigen gelbbraunen „Zäpfchen“ an und erinnern dann an Tischlerleim. Die hier entstehenden Teleutosporen erzeugen eine weitere Sporenform, die Basidiosporen. Diese wiederum infizieren im Frühjahr die Birnenblätter. - Ausnahmsweise kann das Pilzmyzel den Winter auch am Grund von Birnenknospen überdauern. Teleutosporenlager an Wacholder In Baden-Württemberg beispielsweise wurde die Ansicht vertreten, dass bei einem schwachen Befall von „1 bis 5 Flecken je Blatt“ eine Bekämpfung des Rostpilzes an den Birnbäumen nicht notwendig sei. Andererseits muss bei einem Befall von 20 - 30 % der Blätter schon mit vermindertem Fruchtertrag gerechnet werden.

Schlechte Nachbarn fernhalten

Bei unmittelbarer Nachbarschaft der für den Wirtswechsel in Betracht kommenden Wacholder wird der Infektionsdruck naturgemäß am
stärksten sein. Im Grunde ist also auf möglichst weite Abstände zwischen den Wirten zu achten, wobei über die Entfernungen unterschiedliche Angaben gemacht werden. So heißt es z. B., dass der Abstand „mindestens 500 m“ betragen sollte; es wird sogar von der Infektionsmöglichkeit über 1 km Entfernung und mehr bei entsprechender Windeinwirkung gesprochen. Am Besten wäre es, sich entweder sofort von anfälligen Wacholdern zu trennen oder im Frühjahr (März/April) bei Feuchtigkeit eine gründliche Befallskontrolle vorzunehmen und erkrankte Wacholderzweige bis ca. 10 cm ins gesunde Holz zurückzuschneiden.

 


Der Apfelwickler
 

Der Apfelwickler (Cydia pomonella) ist ein Vertreter der Insektenordnung der Schmetterlinge (Lepidoptera), er gehört zur Familie der
Wickler (Tortricidae). Aschgraue Vorderflügel mit schwarzbraunen Querwellen hat der Apfelwickler- Falter, wobei auf beiden Vorderflügeln nahe der Spitze je drei goldglänzende Striche in einem dunklen Fleck (Spiegel) auffallen. Seine Hinterflügel sind bräunlich gefärbt. Die Flügelspannweite beträgt 15 - 22 mm. Erste Apfelwickler- Falter erscheinen in Deutschland gewöhnlich von Mitte Mai bis Anfang Juni. Sie fliegen in der Dämmerung bei Temperaturen von über 15° C. Die Eiablage erfolgt einzeln an junge Früchte, auch an Blättern und Trieben in Fruchtnähe. Von einem Weibchen werden bis zu 100 Eier abgelegt. Die schildförmigen Eier wirken wie silbrige Schüppchen (1,3 x 1,0 mm). Nach 8 - 18 Tagen schlüpfen die Raupen. Schadwirkung An der “Einbohrstelle” des Räupchens außen an der Frucht wird ein sich zunehmend vergrößerndes Kothäufchen sichtbar. Unter der Oberhaut des Apfels legt es zunächst einen kleinen Spiralgang an, im weiteren Verlauf frisst es sich zum Kerngehäuse durch, wobei die Kerne befressen und die inneren Kammern des Kerngehäuses mit Kot gefüllt werden. Ausgewachsen verlässt die Raupe die Frucht durch einen weiteren Gang. Bei einem späteren Befall durch den Apfelwickler und bei bestimmten Sorten sind beschädigte Stellen (Einbohrlöcher) auf der Frucht vielfach rot umrandet. Junge Raupen bewirken oft auch unregelmäßige Minen, die sowohl dicht unter der Oberhaut bleiben als auch tiefer im
Fruchtfleisch liegen können. Apfelwicklerraupe in der Frucht Kennzeichen der “Obstmade” Die volkstümlich fälschlich als “Obstmade” bezeichnete Raupe wird 15 - 20 mm lang, ist zunächst weißlich, später blass weißrosa gefärbt mit dunklen Warzen; Kopf und Nackenschild sind braun. Nach etwa vier Wochen Fraßzeit verlässt die ausgewachsene Raupe die Frucht, um sich einen geeigneten Schlupfwinkel wie Borkenschuppen, Rindenspalten, Ritzen der Baumpfähle u. a. zu suchen und sich dort einen sehr festen, dichten weißen Kokon zu spinnen, der aussen durch Nagsel - abgenagtes Holz usw. - noch verstärkt wird. Dieser Kokon schützt überwinternde Raupen vor den Unbilden der Witterung. Die eigentliche Verpuppung findet erst im April oder Mai des Folgejahres statt. Zwei Faltergenerationen sind möglich Eine zweite Generation bzw. Teilgeneration des Schmetterlings tritt dann auf, wenn sich die Raupe noch im Sommer des laufenden Jahres verpuppt und der Apfelwickler nach 2 - 3 Wochen Puppenruhe ab Ende Juli nochmals fliegt und seine Eier auf den reifenden Früchten ablegt. Nur die Feststellung von Apfelwicklerpuppen im Sommer gibt die Gewähr für das Auftreten einer zweiten Generation. Puppen des Apfelwicklers messen 8 - 10 mm und sind gelbbraun bis dunkelbraun gefärbt.
Ab Mitte Juni ist das Anlegen von Wellpappringen (Fanggürtel) an den Stämmen zum Abfangen der ausgewachsenen Raupen, die
Schlupfwinkel zum Einspinnen aufsuchen, anzuraten. Werden die Wellpappringe im Sommer nicht in regelmäßigen Abständen kontrolliert, rechtzeitig abgenommen und die darunter sitzenden “Obstmaden” vernichtet, können sie die Entwicklung der zweiten Faltergeneration sogar fördern! Erneut angebrachte Fanggürtel sind dann bis zum Spätherbst zu belassen und anschließend nach Auswertung des Fangergebnisses zu beseitigen.
Angaben zu den Wirtspflanzen
Unterschiede in der Anfälligkeit der für Kleingärten geeigneten Apfelsorten gegenüber Apfelwickler- Befall sind meiner Auffassung nach
noch nicht ausreichend gesichert festgestellt worden. Birnen werden in der Regel weniger geschädigt als Äpfel. Befall an Steinobst ist
möglich, wenn Kernobst fehlt oder schlecht fruchtet; genannt werden als Wirtspflanzen auch Walnuss und Esskastanie. Gegenmaßnahmen

 Mit Hilfe von Pheromonfallen ist es möglich, unter Berücksichtigung der darin gefangenen Menge männlicher Falter und der Einbeziehung der Abendtemperaturen (>15°C) einen dem Optimum angenäherten Bekämpfungstermin zu ermitteln. Dieser liegt grob geschätzt etwa 12 - 14 Tage nach dem in der Pheromonfalle festgestellten Flughöhepunkt.
Ein biologisches Bekämpfungsverfahren ist der kombinierte Einsatz von Erzwespen der Arten Trichogramma dendrolimi und cacoeciae.
Die Eiparasitoide werden in Rähmchen geliefert mit insgesamt etwa 3000 parasitierten Getreidemotteneiern. Diese “TrichoKarten”
dürfen nicht geöffnet und nicht in die volle Sonne gehängt werden; auch ist zu vermeiden, Ohrwürmern in der Umgebung  Unterschlupfmöglichkeiten anzubieten. Einsatztermine sollten mit dem Pflanzenschutzdienst abgestimmt werden, weil die Freilassungen in Abhängigkeit von den Eiablagen des Apfelwicklers erfolgen müssen. Das vielfach vernachlässigte Aufsammeln und
Verwerten des Fallobstes sollte selbstverständlich sein.