Pflanzengesundheit
Die Fleischfleckenkrankheit der Zwetsche
Seit etwa 1994 wird
witterungsbedingt - besonders durch kühlfeuchte Wetterlagen im Frühjahr
ausgelöst - verbreitet ein verstärktes Auftreten pilzlicher Schadorganismen
festgestellt. Hiervon waren nicht zuletzt verschiedene Obstarten betroffen. Zu
den besonders erwähnenswerten Beispielen gehören Birnengitterrost
(Wacholderrost), ein wirtswechselnder Vertreter der Rostpilze, die Narren- oder
Taschenkrankheit der Zwetsche, die Sprühfleckenkrankheit an Sauer- und
Süßkirsche und die zunehmend auffälliger werdende Fleischfleckenkrankheit der
Zwetsche.
Fleischfleckenkrankheit der Zwetsche
Kein
Rost-, sondern ein Blattfleckenpilz Die Tatsache, dass die
Fleischfleckenkrankheit manchen Gartenfreund zu der Frage veranlasste, ob der
Birnengitterrost mit seinen einige mm groß werdenden orangeroten, später
zusammenfließenden dunkelroten Flecken nun auch das Pflaumenobst erfasst hätte,
ist Anlass für das Merkblatt über den Erreger der
Fleischfleckenkrankheit
Polystigma rubrum, einen Blattfleckenpilz, der in
Süd- und in Südosteuropa weit verbreitet ist, auf dem Balkan und in den
Mittelmeerländern sogar als “gefährlichste Zwetschenkrankheit” bezeichnet wird.
Bei starkem Auftreten soll sie dort dazu führen, dass
schon im August das
gesamte Laub verdorrt und abgefallen ist. Für West- und Mitteleuropa hingegen
wurde die Fleischfleckenkrankheit
bisher zumeist als “von untergeordneter
Bedeutung” eingestuft. Als besonders anfällig gelten bisher “Hauszwetsche” und
“Wangenheim” (syn. “Wangenheims Frühzwetsche”). Beobachtungen im Berliner Raum
betrafen in den letzten Jahren häufiger Fleischflecken auf den Blättern von
“Hauszwetsche”. Diese gehört zweifellos zu den anfälligsten Sorten. Sie ist zwar
eine wertvolle
Zwetsche, doch wird sie gern auch noch von anderen
Pilzkrankheiten wie Narren- oder Taschenkrankheit und Zwetschenrost
befallen.
Weiterhin ist sie anfällig für die virusbedingte Scharka-Krankheit
sowie für Befall durch Obstbaumspinnmilbe, Blattläuse und
Pflaumensägewespen.
Eine für die kleingärtnerische Nutzung in Betracht
kommende resistente oder tolerante Sorte kann im Hinblick auf die
Fleischfleckenkrankheit bisher nicht angegeben werden. Gerade die Beobachtungen
bei Gartenbegehungen während der Vegetationszeit 1999 haben gezeigt, dass
verschiedene Sorten des Pflaumenobstes von dieser Pilzkrankheit
befallen
waren. So wurde beispielsweise eine frühe, gelbe Rundpflaume, die
offenbar zur Sorte “Ontario” gehörte, mit Befall durch
die
Fleischfleckenkrankheit angetroffen. Vielleicht könnte nach einer
Berliner Beobachtung die “Bühler Frühzwetsche” - eine Sorte “mit guten Ertrags-,
Frucht- und Resistenzeigenschaften” - auch hinsichtlich der
Fleischfleckenkrankheit günstig beurteilt werden. Sie war in dem bekannt
gewordenen Fall trotz der Nähe anderer Sorten mit Symptomen frei von den
Krankheitsmerkmalen der Fleischfleckenkrankheit geblieben. Für eine gesicherte
Aussage sind jedoch weitere Beobachtungen erforderlich.
Ausgangspunkt der Infektion: Schlauchfrüchte Fleischfleckenkrankheit der
Zwetsche
Die Infektion von Pflaumen- bzw. Zwetschenblättern setzt im
Frühjahr mit deren Ausbildung ein, in Abhängigkeit von örtlicher Lage
und
Witterung Ende März/Anfang April mit dem Höhepunkt im Mai. Ausgangspunkt der
Erkrankung sind Ascosporen (Schlauchsporen =
Wintersporen), die bei
Regenwetter durch Quellung der Perithecien (Schlauchfrüchte) ausgeschleudert
und, von Luftströmungen erfasst, über weitere Entfernungen verbreitet werden.
Obwohl ungefähr ab Mitte Mai die meisten Perithecien ihren Sporeninhalt
ausgeschleudert haben, können noch bis etwa Anfang Juli Infektionen durch
Ascosporen erfolgen. Blattflecken färben sich gelblichrot bis blutrot Der
Schadpilz bewirkt anfangs gelblichgrüne Blattflecke, die zunächst kaum
auffallen, später aber kräftig gelb werden, sich wölben und schließlich eine
gelblichrote bis blutrote Färbung annehmen. Die Flecken sind von runder bis
elliptischer oder auch unregelmäßiger Form und auf beiden Blattseiten scharf
begrenzt. Dadurch, dass an den Schadstellen die verdickte Blattpartie oberseits
etwas eingesunken, unterseits dagegen ausgebeult ist, entsteht, abgesehen von
der Färbung der Flecken, eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Birnengitterrost in
der Phase der Entwicklung der knorpelartigen Sporenlager (Aecidien) an der
Unterseite der Birnenblätter.
Abhängig von der Witterung und wohl auch von
der Sorte schwankt die Größe der Flecken; sie kann 6 - 7 mm im Durchmesser
betragen, doch werden sogar Maße bis zu 3 cm angegeben. Auf der Unterseite
erkrankter Blätter werden im Bereich der rötlich gefärbten verdickten
Befallsstellen Sporenbehälter (Pyknidien) ausgebildet, deren Sporen
(Sommersporen = Pyknidiosporen) bei der Reife in eine rote schleimige Masse
eingehüllt sind. Bei Feuchtigkeit quillt diese auf, die Sporen werden aus der
Pyknidienmündung
hinausgepresst. Bereits im Juli/August beginnt die
allmähliche Ausbildung der Perithecien, die dann im Folgejahr durch die
ausgeschleuderten Ascosporen für Neuinfektionen sorgen. Erkranktes Fall-Laub beseitigen! Infiziertes Fall-Laub ist
frühzeitig aufzusammeln und zu beseitigen.
Amerikanischer Stachelbeermehltau
In den letzten Jahren ist der
Amerikanische Stachelbeermehltau (Sphaerotheca mors-uvae) an anfälligen Sorten
verbreitet stark aufgetreten. Der Schadpilz wurde zu Beginn dieses Jahrhunderts
nach Deutschland verschleppt und spielt nicht nur an Stachelbeeren, sondern auch
an Schwarzen Johannis- und Jostabeeren eine Rolle. Bekannt ist er ebenfalls von
Roten Johannisbeeren. Außer diesem gibt es auch noch einen Europäischen
Stachelbeermehltau (Microsphaera grossulariae), der jedoch als recht harmlos
gilt. Beide Vertreter gehören zur Ordnung Erysiphales, also zu den Echten
Mehltaupilzen, die weltweit verbreitet sind und zu denen 20 Gattungen
mit
ungefähr 100 Arten auf etwa 7000 Wirtspflanzen zählen. Trieb-, Blatt- und
Fruchtmehltau Der Amerikanische Stachelbeermehltau zeigt sich an Triebspitzen,
Blättern und Früchten, wobei zunächst die Triebspitzen mit den jüngsten
Blättchen von dem feinen weißen Myzel des Schadpilzes überzogen werden. Von hier
aus greift die Krankheit auf junge Früchte über, die bald darauf ebenfalls den
weißen Mehltaubelag aufweisen. Dieser verdichtet sich allmählich zu einem derben
braunen “Filz”überzug, der die Früchte an der Ausreifung hindert. Befallene
Jungtriebe der Stachelbeeren wirken gestaucht und werden zur Ausbildung von
Ersatztrieben angeregt. Hierdurch kommt es zu einem besenartigen
Erscheinungsbild der Sträucher. Letztlich werden die natürlichen
Nährstoffvorräte betroffener Pflanzen durch diese nutzlose Ausbildung von
Ersatztrieben schnell verbraucht, so dass solche Sträucher geschwächt werden und
nach mehrmaligem wiederkehrenden Befall sogar absterben können.
Amerikanischer Stachelbeermehltau an Früchten Auswirkungen des
Mehltaubefalls
Mehltaubefall an Stachelbeerfrüchten führt bei anfälligen
Sorten dazu, dass die Beeren nicht verwertet werden können. An Schwarzen
Johannisbeeren kommt es zu Verkrümmungen von Blättern und Trieben. Bei starkem
Auftreten des Pilzes sterben Triebspitzen ab und Blütenanlagen werden
vermindert, wodurch die Ernte im Folgejahr erheblich verringert werden kann.
Fruchtbefall ist hier seltener als bei Stachelbeeren. Europäischer
Stachelbeermehltau meist erst nach der Ernte Der Europäische Stachelbeermehltau
ist vorwiegend
an Stachelbeeren zu finden, befällt aber auch andere Vertreter
der Gattung Ribes wie z. B. Schwarze und Rote Johannisbeere. Bei
diesem Pilz
entsteht an Blättern, seltener an Trieben, ein zarter grauweißer Belag, der
meist erst nach der Ernte in Erscheinung tritt.
Luftmyzel, Schlauchfrüchte
und Konidien Amerikanischer Stachelbeermehltau bildet im Verlauf der Krankheit
ein braunfilziges Myzel
(sekundäres Luftmyzel) auf befallenen Pflanzenteilen,
wo schon im Verlauf des Sommers zwar zahlreiche Schlauchfrüchte
(Perithecien)
entstehen, doch überwintert der Schadpilz an Stachelbeeren
offenbar mit Hilfe des in die Knospen eingedrungenen Myzels in diesen. An
Amerikanischer Stachelbeermehltau Schwarzer Johannisbeere hingegen werden die
Primärinfektionen durch Schlauchsporen (Ascosporen) hervorgerufen, die etwa ab
Ende April über einen größeren Zeitraum hinweg aus den Perithecien
ausgeschleudert werden. Bereits während des Austriebs bilden sich an den ersten
Infektionsstellen zahlreiche Sporen (Konidien), über die der Amerikanische
Stachelbeermehltau leicht verbreitet wird. Feuchtwarme Witterung ist für den
weiteren Verlauf der Krankheit förderlich. Nach Abklingen der Konidienproduktion
setzt abhängig von Witterung und örtlicher Lage etwa ab Mitte Juni die
Entwicklung des braunen, sekundären Luftmyzels und der Schlauchfrüchte ein.
Blattbefall an Schwarzer Johannisbeere Winterschnitt und Auslichtung sind
wichtig Regelmäßiger Winterschnitt der Stachelbeeren ist die vordringlichste
Maßnahme zur Verminderung der Mehltauinfektionen. Durch Rückschnitt aller Triebe
um ein Drittel lässt sich der Mehltaubefall deutlich einschränken. Anfallendes
Schnittgut ist sorgfältig zu beseitigen. Es empfiehlt sich auch, sehr tief
angesetzte Zweige zu entfernen, damit sich die Früchte nicht zu nah am Boden
befinden, wodurch eine erhöhte Anfälligkeit entstehen kann. Bei der
sachgerechten Auslichtung der Sträucher ist zu bedenken, dass freihängende und
der Besonnung voll ausgesetzte Früchte an zu stark ausgelichteten Pflanzen als
Folge plötzlicher heißer Sommertage regelrecht “verschmoren” können.
Grundsätzlich sind zu dichte Bestände und einseitige Stickstoffdüngung zu
vermeiden. Weniger anfällige Sorten bevorzugen Es sollten möglichst Sorten mit
einer geringen Anfälligkeit gegenüber dem Amerikanischen Stachelbeermehltau
ausgewählt werden.
Bei den Stachelbeeren sind dies zum Beispiel: “Hinnonmäki gelb”,
“Invicta”, “Rokula” und “Rolonda”.
Zu den Schwarzen Johannisbeeren ist zu
sagen, dass “Ben Lomond” als ausreichend widerstandsfähig gegen Amerikanischen
Stachelbeermehltau gilt, “Ometa” als wenig anfällig und “Titania” als
widerstandsfähig gegenüber diesem Echten Mehltaupilz bezeichnet werden.
Die
Jostabeeren-Sorten “Jogranda”, “Josta” und “Jostine” gelten als wenig
anfällig.
Monilia-Spitzendürre
Immer wieder tritt vor allem an Sauerkirschen der Sorte
“Schattenmorelle” die Monilia-Spitzendürre mehr oder weniger stark auf. Ihr
Erreger ist der zur Ordnung Helotiales gehörende Pilz Monilinia laxa (syn.
Sclerotinia laxa) mit der Nebenfruchtform Monilia cinerea. Dieser
Krankheitserreger wird auch als Steinobstmonilia bezeichnet. Der Pilz, der zum
Absterben von Blüten und Trieben bis zu einer Länge von 40 cm führt, greift über
die Blüte an. Auf der Blütennarbe gekeimte Sporen lassen den Erreger der
Spitzendürre (Zweigmonilia) durch den Griffel über den Fruchtknoten in den
Blütenstiel und weiter in das Fruchtholz wachsen, das infolge des Ausscheidens
von Giftstoffen (Welketoxinen) abstirbt. Blüten, Jungfrüchte und Blätter welken
ab. Abwelkende Blüten an normal langen Stielen Im Gegensatz zur virusbedingten
Stecklenberger Krankheit, bei der sich verkümmerte Blüten auf kurzen Stielen
befinden, hängen bei der Monilia- Spitzendürre die abgewelkten vollentwickelten
Blüten an normal langen Stielen fast senkrecht vom Trieb herab. Im Grenzbereich
zwischen gesundem und abgestorbenem Gewebe kommt es oft zum
Gummitropfen-Austritt, es bilden sich bald auf den betroffenen Stellen graue
Sporen-(Konidien-)lager des Krankheitserregers.
Monilia-Spitzendürre Sachgerechter Schnitt als wichtigste
Gegenmaßnahme
Alle absterbenden Triebe sind bei Monilia-Befall bis ins
gesunde Holz, am besten auf Astring, zurückzuschneiden. Die Schnittstellen
müssen sorgfältig überprüft werden; falls an diesen noch dunkle Verfärbungen
erkennbar sein sollten, ist tiefer nachzuschneiden. Erkrankte und faule Früchte
sind ebenfalls zu entfernen und zu vernichten. Wenn auch bei Sauerkirschen der
Zeitpunkt nach der Ernte den besten Schnitt-Termin darstellt, sollten doch
abgewelkte Triebe möglichst bald entfernt werden. Die Steinobst-Monilia führt
bei Süßkirschen im Allgemeinen nur zum Absterben von Blütenbüscheln. Welken und
Verdorren von Triebspitzen mit Blättern und Blüten, begleitet von Gummifluss,
werden weiterhin bei Aprikosen und Pfirsichen angetroffen; besonders anfällig
ist das Mandelbäumchen.
Selbst beim Apfel kommt es durch diesen Schadpilz zu
Krankheitssymptomen. Hier können Blütenbüschel und an diesen
befindliche
Blätter unter Braunfärbung abwelken, doch dringt der Erreger
nicht in das Holz ein. Angaben zur Sortenanfälligkeit der Sauerkirschen
Zu
den Sauerkirschen-Sorten ist folgendes zu sagen: “Gerema” gilt als wenig
anfällig für Spitzendürre, tolerant gegen Stecklenberger
Krankheit; “Karneol”
wird als wenig anfällig für Spitzendürre und tolerant gegen Stecklenberger
Krankheit bezeichnet; “Kelleriis 16” (syn. “Morellenfeuer”) ist wenig anfällig
für Spitzendürre; von “Korund” heißt es, dass sie wenig anfällig für
Spitzendürre, aber anfällig für Stecklenberger Krankheit sei; “Morina” wird als
sehr wenig anfällig für Spitzendürre und tolerant gegen Stecklenberger Krankheit
bezeichnet. Bei solchen Maßnahmen soll im Kleingärtnerverein die Beratung durch
den Fachberater erfolgen.
Birnengitterrost/Wacholderrost
Seit 1994 ist der Birnengitterrost (Gymnosporangium sabinae)
in Deutschland vielerorts stark mit sehr deutlicher Symptomausbildung
an
Birnenblättern aufgetreten. An diesen werden ab Mitte/Ende Mai oberseits
zunächst kleine orangerote Stellen sichtbar, die schließlich
einige mm groß
werden, zusammenfließen und dann zu dunkelroten Flecken werden. Im Bereich
dieser Flecken befinden sich kleine
dunkle, klebrige Früchte des pilzlichen
Krankheitserregers, die noch mit bloßem Auge wahrnehmbar sind. In der
botanischen Fachsprache heißen diese schwarzen „pustelähnlichen“ Gebilde
Spermogonien. Sie erscheinen 13 bis 17 Tage nach der Infektion gewöhnlich im
Verlauf des Juni. Durch endständige Abschnürung von spitz zulaufenden Hyphen
entstehen darin Spermatien (Geschlechtszellen), die mit Hyphen eines anderen
gegengeschlechtlichen Myzels kopulieren können, wodurch erst die
Weiterentwicklung des Pilzes möglich wird. Birnengitterrost an Blattoberseite
Blattunterseits Gitterkörbchen Unterseits der Blätter bilden sich nach dieser
Befruchtung hellbraune knorpelige Pusteln, auf denen sich in Gruppen von 4 bis
16 Stück weißlich-gelbe, kegelförmige „Gitterkörbchen“ (= Aecidien) entwickeln.
Dafür wird natürlich ein längerer Zeitraum benötigt (bis zu 4 Monate). Die
Gitterkörbchen verdanken ihren Namen der Tatsache, dass sie seitlich mit
zahlreichen Spalten aufreißen, so dass gitterartige
Schlitze entstehen. Aus
diesen gelangen die Aecidiosporen ins Freie. Regelfall ist die Ausbildung von
Gitterkörbchen an den Blättern.
Sehr viel seltener sind sie auch an Trieben,
Blattstielen und Früchten zu finden.
Birnbäume sind Sommerwirte
Die Birne
ist somit der „Sommerwirt“ dieses wirtswechselnden Rostpilzes. Allgemein gilt
die Aussage, dass nasse und kalte Frühjahre das Auftreten der Pilzkrankheit
fördern. Die Aecidiosporen können verschiedene Wacholder infizieren, zu denen
aber nicht der Gemeine Wacholder (Juniperus communis) mit seinen Formen gehört.
Es gibt jedoch andere Rostpilzarten der Gattung Gymnosporangium, die zum
Wirtswechsel den Gemeinen Wacholder in Anspruch nehmen, wie
„Weißdorngitterrost“, „Apfelrost“, „Ebereschenrost“. „Gitterkörbchen“ an
Blattunterseite Als Winterwirte dienen Wacholder Der Birnengitterrost ist
wirtswechselnd mit Sadebaum (Juniperus sabina), Chinesischem Wacholder (J.
chinensis, z. B. ‘Pfitzeriana’), Rotzeder- Wacholder (J. virginiana),
Spitzblättrigem Wacholder (J. oxycedrus) und Phoenizischem Sadebaum (J.
phoenicea), doch gibt es Unterschiede in der Anfälligkeit der einzelnen Sorten.
Schon 1837 wurde darauf hingewiesen, dass der Gitterrost des Birnbaumes mit dem
Sadebaum im Zusammenhang stehen würde. Der experimentelle Nachweis hierfür
gelang jedoch erst 1865. Mit Hilfe eines ausdauernden Myzels überwintert der
Pilz auf den genannten Wacholdern. Im März/April schwellen deren Zweige
spindelartig Birnengitterrost/Wacholderrost an, wobei diese Anschwellungen
besonders am Sadebaum durch ihre Größe ins Auge fallen. An Tischlerleim
erinnernde Sporenlager Ohne erneute Infektion können auf Wacholder, der den
„Hauptwirt“ des Rostpilzes darstellt, sogenannte Teleutosporenlager entstehen.
Sie befinden sich zumeist herdweise auf älteren, im Bereich der Befallsstelle
verdickten Zweigen. Mitunter bilden sich aber auch kleinere Lager
auf jungen
Zweigen zwischen oder sogar auf den Nadeln. Die Teleutosporenlager sind anfangs
goldgelb, warzenförmig, ungefähr 5 mm breit und hoch. Bei trockener Witterung
fallen sie kaum auf, schwellen aber durch Feuchtigkeit zu etwa 1 cm breiten und
2 cm hohen gallertartigen gelbbraunen „Zäpfchen“ an und erinnern dann an
Tischlerleim. Die hier entstehenden Teleutosporen erzeugen eine weitere
Sporenform, die Basidiosporen. Diese wiederum infizieren im Frühjahr die
Birnenblätter. - Ausnahmsweise kann das Pilzmyzel den Winter auch am Grund von
Birnenknospen überdauern. Teleutosporenlager an Wacholder In Baden-Württemberg
beispielsweise wurde die Ansicht vertreten, dass bei einem schwachen Befall von
„1 bis 5 Flecken je Blatt“ eine Bekämpfung des Rostpilzes an den Birnbäumen
nicht notwendig sei. Andererseits muss bei einem Befall von 20 - 30 % der
Blätter schon mit vermindertem Fruchtertrag gerechnet werden.
Schlechte Nachbarn fernhalten
Bei unmittelbarer Nachbarschaft der für den Wirtswechsel in
Betracht kommenden Wacholder wird der Infektionsdruck naturgemäß am
stärksten
sein. Im Grunde ist also auf möglichst weite Abstände zwischen den Wirten zu
achten, wobei über die Entfernungen unterschiedliche Angaben gemacht werden. So
heißt es z. B., dass der Abstand „mindestens 500 m“ betragen sollte; es wird
sogar von der Infektionsmöglichkeit über 1 km Entfernung und mehr bei
entsprechender Windeinwirkung gesprochen. Am Besten wäre es, sich entweder
sofort von anfälligen Wacholdern zu trennen oder im Frühjahr (März/April) bei
Feuchtigkeit eine gründliche Befallskontrolle vorzunehmen und erkrankte
Wacholderzweige bis ca. 10 cm ins gesunde Holz zurückzuschneiden.
Der Apfelwickler
Der Apfelwickler (Cydia pomonella) ist ein Vertreter der
Insektenordnung der Schmetterlinge (Lepidoptera), er gehört zur Familie
der
Wickler (Tortricidae). Aschgraue Vorderflügel mit schwarzbraunen
Querwellen hat der Apfelwickler- Falter, wobei auf beiden Vorderflügeln nahe der
Spitze je drei goldglänzende Striche in einem dunklen Fleck (Spiegel) auffallen.
Seine Hinterflügel sind bräunlich gefärbt. Die Flügelspannweite beträgt 15 - 22
mm. Erste Apfelwickler- Falter erscheinen in Deutschland gewöhnlich von Mitte
Mai bis Anfang Juni. Sie fliegen in der Dämmerung bei Temperaturen von über 15°
C. Die Eiablage erfolgt einzeln an junge Früchte, auch an Blättern und Trieben
in Fruchtnähe. Von einem Weibchen werden bis zu 100 Eier abgelegt. Die
schildförmigen Eier wirken wie silbrige Schüppchen (1,3 x 1,0 mm). Nach 8 - 18
Tagen schlüpfen die Raupen. Schadwirkung An der “Einbohrstelle” des Räupchens
außen an der Frucht wird ein sich zunehmend vergrößerndes Kothäufchen sichtbar.
Unter der Oberhaut des Apfels legt es zunächst einen kleinen Spiralgang an, im
weiteren Verlauf frisst es sich zum Kerngehäuse durch, wobei die Kerne befressen
und die inneren Kammern des Kerngehäuses mit Kot gefüllt werden. Ausgewachsen
verlässt die Raupe die Frucht durch einen weiteren Gang. Bei einem späteren
Befall durch den Apfelwickler und bei bestimmten Sorten sind beschädigte Stellen
(Einbohrlöcher) auf der Frucht vielfach rot umrandet. Junge Raupen bewirken oft
auch unregelmäßige Minen, die sowohl dicht unter der Oberhaut bleiben als auch
tiefer im
Fruchtfleisch liegen können. Apfelwicklerraupe in der Frucht
Kennzeichen der “Obstmade” Die volkstümlich fälschlich als “Obstmade”
bezeichnete Raupe wird 15 - 20 mm lang, ist zunächst weißlich, später blass
weißrosa gefärbt mit dunklen Warzen; Kopf und Nackenschild sind braun. Nach etwa
vier Wochen Fraßzeit verlässt die ausgewachsene Raupe die Frucht, um sich einen
geeigneten Schlupfwinkel wie Borkenschuppen, Rindenspalten, Ritzen der
Baumpfähle u. a. zu suchen und sich dort einen sehr festen, dichten weißen Kokon
zu spinnen, der aussen durch Nagsel - abgenagtes Holz usw. - noch verstärkt
wird. Dieser Kokon schützt überwinternde Raupen vor den Unbilden der Witterung.
Die eigentliche Verpuppung findet erst im April oder Mai des Folgejahres statt.
Zwei Faltergenerationen sind möglich Eine zweite Generation bzw. Teilgeneration
des Schmetterlings tritt dann auf, wenn sich die Raupe noch im Sommer des
laufenden Jahres verpuppt und der Apfelwickler nach 2 - 3 Wochen Puppenruhe ab
Ende Juli nochmals fliegt und seine Eier auf den reifenden Früchten ablegt. Nur
die Feststellung von Apfelwicklerpuppen im Sommer gibt die Gewähr für das
Auftreten einer zweiten Generation. Puppen des Apfelwicklers messen 8 - 10 mm
und sind gelbbraun bis dunkelbraun gefärbt.
Ab Mitte Juni ist das Anlegen
von Wellpappringen (Fanggürtel) an den Stämmen zum Abfangen der ausgewachsenen
Raupen, die
Schlupfwinkel zum Einspinnen aufsuchen, anzuraten. Werden die
Wellpappringe im Sommer nicht in regelmäßigen Abständen kontrolliert,
rechtzeitig abgenommen und die darunter sitzenden “Obstmaden” vernichtet, können
sie die Entwicklung der zweiten Faltergeneration sogar fördern! Erneut
angebrachte Fanggürtel sind dann bis zum Spätherbst zu belassen und anschließend
nach Auswertung des Fangergebnisses zu beseitigen.
Angaben zu den
Wirtspflanzen
Unterschiede in der Anfälligkeit der für Kleingärten geeigneten
Apfelsorten gegenüber Apfelwickler- Befall sind meiner Auffassung nach
noch
nicht ausreichend gesichert festgestellt worden. Birnen werden in der Regel
weniger geschädigt als Äpfel. Befall an Steinobst ist
möglich, wenn Kernobst
fehlt oder schlecht fruchtet; genannt werden als Wirtspflanzen auch Walnuss und
Esskastanie. Gegenmaßnahmen
Mit Hilfe von Pheromonfallen ist es möglich, unter
Berücksichtigung der darin gefangenen Menge männlicher Falter und der
Einbeziehung der Abendtemperaturen (>15°C) einen dem Optimum angenäherten
Bekämpfungstermin zu ermitteln. Dieser liegt grob geschätzt etwa 12 - 14 Tage
nach dem in der Pheromonfalle festgestellten Flughöhepunkt.
Ein biologisches
Bekämpfungsverfahren ist der kombinierte Einsatz von Erzwespen der Arten
Trichogramma dendrolimi und cacoeciae.
Die Eiparasitoide werden in Rähmchen
geliefert mit insgesamt etwa 3000 parasitierten Getreidemotteneiern. Diese
“TrichoKarten”
dürfen nicht geöffnet und nicht in die volle Sonne gehängt
werden; auch ist zu vermeiden, Ohrwürmern in der Umgebung
Unterschlupfmöglichkeiten anzubieten. Einsatztermine sollten mit dem
Pflanzenschutzdienst abgestimmt werden, weil die Freilassungen in Abhängigkeit
von den Eiablagen des Apfelwicklers erfolgen müssen. Das vielfach
vernachlässigte Aufsammeln und
Verwerten des Fallobstes sollte
selbstverständlich sein.